Die Fuhren tut das Volk, vom Predigtstuhl belehrt,

Die Kirche segnet den, der ihr zu Diensten fährt.

Kaiser

Die Sünd' ist groß und schwer, womit ich mich beladen;

Das leidige Zaubervolk bringt mich in harten Schaden.

Erzbischof

Verzeih, o Herr! Es ward dem sehr verrufnen Mann

Des Reiches Strand verliehn; doch diesen trifft der Bann,

Verleihst du reuig nicht der hohen Kirchenstelle

Auch dort den Zehnten, Zins und Gaben und Gefälle.

Kaiser

Das Land ist noch nicht da, im Meer liegt es breit.

Erzbischof

Wer 's Recht hat und Geduld, für den kommt auch die Zeit.

Für uns mög' Euer Wort in seinen Kräften bleiben!

Kaiser

So könnt' ich wohl zunächst das ganze Reich verschreiben.

5. AKT

OFFENE GEGEND

Wandrer

Ja! sie sind's, die dunkeln Linden,

Dort, in ihres Alters Kraft.

Und ich soll sie wiederfinden,

Nach so langer Wanderschaft!

Ist es doch die alte Stelle,

Jene Hütte, die mich barg,

Als die sturmerregte Welle

Mich an jene Dünen warf!

Meine Wirte möcht' ich segnen,

Hilfsbereit, ein wackres Paar,

Das, um heut mir zu begegnen,

Alt schon jener Tage war.

Ach! das waren fromme Leute!

Poch' ich? ruf' ich? — Seid gegrüßt,

Wenn gastfreundlich auch noch heute

Ihr des Wohltuns Glück genießt!

Baucis

Lieber Kömmling! Leise! Leise!

Ruhe! laß den Gatten ruhn!

Langer Schlaf verleiht dem Greise

Kurzen Wachens rasches Tun.

Wandrer

Sage, Mutter: bist du's eben,

Meinen Dank noch zu empfahn,

Was du für des Jünglings Leben

Mit dem Gatten einst getan?

Bist du Baucis, die geschäftig

Halberstorbnen Mund erquickt?

Du Philemon, der so kräftig

Meinen Schatz der Flut entrückt?

Eure Flammen raschen Feuers,

Eures Glöckchens Silberlaut,

Jenes grausen Abenteuers

Lösung war euch anvertraut.

Und nun laßt hervor mich treten,

Schaun das grenzenlose Meer;

Laßt mich knieen, laßt mich beten,

Mich bedrängt die Brust so sehr.

Philemon

Eile nur, den Tisch zu decken,

Wo's im Gärtchen munter blüht.

Laß ihn rennen, ihn erschrecken,

Denn er glaubt nicht, was er sieht.

Das Euch grimmig mißgehandelt,

Wog' auf Woge, schäumend wild,

Seht als Garten Ihr behandelt,

Seht ein paradiesisch Bild.

älter, war ich nicht zuhanden,

Hülfreich nicht wie sonst bereit;

Und wie meine Kräfte schwanden,

War auch schon die Woge weit.

Kluger Herren kühne Knechte

Gruben Gräben, dämmten ein,

Schmälerten des Meeres Rechte,

Herrn an seiner Statt zu sein.

Schaue grünend Wies' an Wiese,

Anger, Garten, Dorf und Wald. —

Komm nun aber und genieße,

Denn die Sonne scheidet bald. —

Dort im Fernsten ziehen Segel,

Suchen nächtlich sichern Port.

Kennen doch ihr Nest die Vögel;

Denn jetzt ist der Hafen dort.

So erblickst du in der Weite

Erst des Meeres blauen Saum,

Rechts und links, in aller Breite,

Dichtgedrängt bewohnten Raum.

Baucis

Bleibst du stumm? und keinen Bissen

Bringst du zum verlechzten Mund?

Philemon

Möcht' er doch vom Wunder wissen;

Sprichst so gerne, tu's ihm kund.

Baucis

Wohl! ein Wunder ist's gewesen!

Läßt mich heut noch nicht in Ruh;

Denn es ging das ganze Wesen

Nicht mit rechten Dingen zu.

Philemon

Kann der Kaiser sich versünd'gen,

Der das Ufer ihm verliehn?

Tät's ein Herold nicht verkünd'gen

Schmetternd im Vorüberziehn?

Nicht entfernt von unsern Dünen

Ward der erste Fuß gefaßt,

Zelte, Hütten! — Doch im Grünen

Richtet bald sich ein Palast.

Baucis

Tags umsonst die Knechte lärmten,

Hack' und Schaufel, Schlag um Schlag;

Wo die Flämmchen nächtig schwärmten,

Stand ein Damm den andern Tag.

Menschenopfer mußten bluten,

Nachts erscholl des Jammers Qual;

Meerab flossen Feuergluten,

Morgens war es ein Kanal.

Gottlos ist er, ihn gelüstet

Unsre Hütte, unser Hain;

Wie er sich als Nachbar brüstet,

Soll man untertänig sein.

Philemom

Hat er uns doch angeboten

Schönes Gut im neuen Land!

Baucis

Traue nicht dem Wasserboden,

Halt auf deiner Höhe stand!

Philemon

Laßt uns zur Kapelle treten,

Letzten Sonnenblick zu schaun!

Laßt uns läuten, knieen, beten

Und dem alten Gott vertraun!

PALAST

Lynkeus der Türmer

Die Sonne sinkt, die letzten Schiffe,

Sie ziehen munter hafenein.

Ein großer Kahn ist im Begriffe,

Auf dem Kanale hier zu sein.

Die bunten Wimpel wehen fröhlich,

Die starren Masten stehn bereit;

In dir preist sich der Bootsmann selig,

Dich grüßt das Glück zur höchsten Zeit.

Faust

Verdammtes Läuten! Allzuschändlich

Verwundet's, wie ein tückischer Schuß;

Vor Augen ist mein Reich unendlich,

Im Rücken neckt mich der Verdruß,

Erinnert mich durch neidische Laute:

Mein Hochbesitz, er ist nicht rein,

Der Lindenraum, die braune Baute,

Das morsche Kirchlein ist nicht mein.

Und wünscht' ich, dort mich zu erholen,

Vor fremdem Schatten schaudert mir,

Ist Dorn den Augen, Dorn den Sohlen;

O! wär' ich weit hinweg von hier!

Türmer

Wie segelt froh der bunte Kahn

Mit frischem Abendwind heran!

Wie türmt sich sein behender Lauf

In Kisten, Kasten, Säcken auf!

Chorus

Da landen wir,

Da sind wir schon.

Glückan dem Herren,

Dem Patron!

Mephistopheles

So haben wir uns wohl erprobt,

Vergnügt, wenn der Patron es lobt.

Nur mit zwei Schiffen ging es fort,

Mit zwanzig sind wir nun im Port.

Was große Dinge wir getan,

Das sieht man unsrer Ladung an.

Das freie Meer befreit den Geist,

Wer weiß da, was Besinnen heißt!

Da fördert nur ein rascher Griff,

Man fängt den Fisch, man fängt ein Schiff,

Und ist man erst der Herr zu drei,

Dann hakelt man das vierte bei;

Da geht es denn dem fünften schlecht,

Man hat Gewalt, so hat man Recht.

Man fragt ums Was, und nicht ums Wie.

Ich müßte keine Schiffahrt kennen:

Krieg, Handel und Piraterie,

Dreieinig sind sie, nicht zu trennen.

Die drei gewaltigen Gesellen

Nicht Dank und Gruß!

Nicht Gruß und Dank!

Als brächten wir

Dem Herrn Gestank.

Er macht ein

Widerlich Gesicht;

Das Königsgut

Gefällt ihm nicht.

Mephistopheles

Erwartet weiter

Keinen Lohn!

Nahmt ihr doch

Euren Teil davon.

Die Gesellen

Das ist nur für